Ein Whippet erklärt Weihnachten

Dec 152014

geschrieben von Flet

[Anmerkung der Leinenträger vorab: Dieser Beitrag wurde in der letzjährigen Dezember-Ausgabe unserer Verbandszeitschrift des Deutschen Windhundzucht- und Rennverband e. V. veröffentlicht.]

Nun viel Vergnügen!

Jetzt habe ich schon sechsmal Weihnachtserfahrungen sammeln können und ich finde, es ist nun einmal an der Zeit, diese zu sortieren, denn das Verhalten der Menschen ist häufig mehr als kurios aus Hundesicht.
Vor allem habe ich den Eindruck, dass die Leinenträger ein Brauchtum pflegen, das man grob in drei Gruppen gliedern kann. So wirkt es auf mich, als würden drei Feste gleichzeitig gefeiert, aber beginnen wir doch mit meinen Erfahrungen rund um das Fest der Liebe.
Das mit dem Tannenbaum ist der Punkt, den ich am wenigsten verstehe. Als ich ein Jahr alt war, habe ich noch geglaubt: „Hey das Personal hat echt Mitleid mit mir und stellt mir einen Baum in die Wohnung, damit ich mir im Schnee keine Eispfoten hole.“ Boah Leute, ihr glaubt nicht, was ich für einen überirdischen Anschiss bekommen habe, als ich gleich mal zu Testzwecken das Beinchen heben wollte. Das Ende vom Lied war dann: Ich landete wieder im tiefverschneiten Garten. Ich sage euch: Ihr könnt' an euren Tannenbaum noch so viele Lämpchen, bunte Kugeln, glitzernde Fäden und Holzfiguren hängen - ein Baum, an dem man nicht das Beinchen heben darf, ist doch irgendwie unnütz.
Ein Thema das mich weiterhin in Erstaunen versetzt, ist, das Weihnachten wohl so etwas wie drei Phasen des Faschings (Karneval) miteinander kombiniert. Scheinbar fängt das alles mit so einem seltsamen und unheimlichen Brauch an, den das Gefolge "Halloween" nennt. So etwas Ähnliches wird dann in der Nacht vor Nikolaus als "Rumpelklausen" gleich nochmal veranstaltet und dann kommt die "einfallsloseste Zeit" der drei Verkleidungsphasen: Dickbäuchige Männer kleiden sich in lange roten Mäntel und Zipfelmützen. An diesem Punkt ist man sich dann noch nicht mal einig, ob die Verkleidung nun den heiligen Nikolaus darstellen soll, den Weihnachtsmann oder nur der Versuch sein soll, eine Werbegestalt einer großen Erfrischungsgetränkefirma zu imitieren? Fragen über Fragen...
Ich möchte an dieser Stelle nicht den eigentlichen Grund des Weihnachtsfestes verschweigen. Wenn ich da so in eure Geschichtsbücher schaue, wird da wohl die Geburt eines Kindes im Nahen Osten schon rund 2000 Jahre lang gefeiert. So konsequente Geburtstagsfeiern wünsche ich mir auch. Nur gut, dass ich als Hund zu weltweiten Facebook-Party's nicht einladen kann. Bei dem ganzen Literaturstudium fiel mir auf, dass da aber irgendwie tüchtig der Wurm drin steckt. Schon der Zeitpunkt zu dem es die Geschenke gibt, ist irgendwie schräg. Nicht, dass ich etwas gegen Geschenke in Form von außergewöhnlichen Leckerlis hätte, das darf ja auch gerne öfters sein. Aber dann wäre es ja nur logisch konsequent, dass es zu Nikolaus Geschenke gibt, zu Weihnachten - da es ja ein Geburtstag ist - und ganz klar müsste es dann zu Heiligdreikönig nochmals Geschenke geben. Denn jeder kennt doch den Ausspruch: "Die drei Heiligen Könige aus dem Morgenland bringen Geschenke...". Aber halt stopp ! Hier passt noch etwas nicht: Geschenke bekommt doch nur das Geburtstagskind. Bedeutet das dann automatisch, dass alle die an diesem Tag nicht Geburtstag haben, dann Weihnachten feiern wenn ihr Geburtstag ist? Einerlei. Mir schwirrt jetzt endgültig der Kopf.
Mit 6 Jahren Erfahrung habe ich nun einfach beschlossen, es zu nehmen wie es ist. Ich schaue mir die hektische Betriebsamkeit gegen Ende eines jeden Jahres gemütlich von meinem Sofaplätzchen an. Das geschäftige Treiben um die Geschenke, wer welches bekommt und wo man es am besten einkauft, versuche ich so weit wie möglich zu ignorieren. Viel aufregender sind die kleinen Dramen, wenn doch tatsächlich jemand das falsche Geschenk bekommen hat. Die endlosen Fragestunden und das: "Wo kommst du denn her?", wenn ein Teil meiner Futterverwalter auf der Betriebsweihnachtsfeier war und kräftig Geschenke gewichtelt hat. Am spannendsten ist aber immer die Verwunderung, wenn die Geschenke von Leuten ausgepackt werden, die Leute beim Einkauf auch noch doch dabei waren. So schlechte Schauspielleistungen habe ich selten gesehen. Aber es ist jedes Mal immer wieder aufs Neue vergnüglich.

Und wie immer kommt das Beste zum Schluss:

Wenn ihr nach Weihnachten den Baum aus dem Fenster werft, dann gehört er aber wirklich mir und ich darf dann auch endlich etwas dran schreiben.

Wenn dann der ganze Weihnachtstress vorbei ist, alle Geschenke ausgewickelt und der letzte Lebkuchen gegessen ist, bin ich nur froh, dass ich euer Rechtsauffassung nach eine lebendige Sache bin und nicht zu den Dingen gehöre, die als Geschenk unter dem Baum landen sollen!

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In diesem Sinne, wünschen wir eine schöne Weihnachtszeit! 

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