Warum ein Galgo Secondhand aus Spanien?

Nov 102021

Dieser Blog-Eintrag ist unsere persönliche Meinung und Resultat unserer Erfahrungen mit Tierschutz-Galgos.

Oft wurden wir seit Ely bei uns ist gefragt: "Warum tut ihr euch das (schon wieder) an?". Leider lassen sich die vielen Aspekte dieser Frage nicht in einem Satz beantworten.

Die unerwartetste Antwort dieser Frage wäre: "Es ist die Erweiterung des Erfahrungsschatzes im Umgang mit Hunden."

Dahinter steckt die Erfahrung, dass es mit jedem Hund der bei uns eingezogen ist immer positive und auch negative Erfahrungen gab, die wir so noch nicht kannten. Vielmehr sind diese Erfahrungen auch noch immer eine Zeitpunktbeschreibung und keine Verallgemeinerung. Schaut man zu einem späteren Zeitpunkt auf den Hund erinnert man sich eher an die positiven, schönen Erfahrungen und freut sich, dass man an den negativen mittels Training eine Verbesserung erzielen konnte.

Wichtigste Erkenntnis daraus ist, dass ein neues Familien-Rudelmitglied immer ein ordentliches Maß an Arbeit bedeutet. Wie diese Arbeit aussieht ist ganz individuell und hängt vom jeweiligen Hund ab.

Um es ganz klar auf den Punkt zu bringen, jeder neue Hund macht viel Arbeit, braucht viel Geduld und ja manchmal ist es auch zum Haare raufen und frustrierend.

Daraus leiten wir für uns ab, dass ein Galgo Secondhand aus Spanien genauso ein tolles Familienmitglied werden kann, wie jeder andere Windhund.

Mittlerweile ist mit Ely Galgo No. 2 bei uns eingezogen. Und wieder kamen wir zu der Überzeugung: Man kann nicht von dem einen auf den anderen Hund schließen. Carlotta und Ely könnten nicht gegensätzlicher sein. Wie oben erwähnt kommt nun wieder die Zeitpunktbetrachtung ins Spiel: Carlotta lebt nun seit 4 Jahren bei uns, sie war mit ihren damals knapp 2 Jahre viel viel neugieriger und aufgeschlossener für eine neue Umgebung. Ely kam vor rund 10 Wochen in einem Alter von 7,5 Jahren zu uns und hat leider schon sehr viele schlechte Erfahrung mit Menschen gesammelt. Bei Ely freuen wir uns sehr über so Banalitäten wie, dass sie kommt, wenn man sie ruft, wenn es Futter gibt oder es raus in den Garten geht. Und ja es ist frustrierend, wenn der Hund auf einen Menschen im Haushalt zugeht und vor dem anderen panische Angst hat. Ely hat vermutlich nie mit Menschen unmittelbar zusammen gelebt. Begegnungen mit fremden Menschen sind immer noch von purer Panik geprägt. Das ist aktuell unsere größte Baustelle, die auch die meiste Aufmerksamkeit und Zeit in Anspruch nimmt. Bitte nicht falsch verstehen, das ist genau der Teil, dass jeder Hund auf seine individuelle Art Arbeit "verursacht". Wir freuen uns, wenn Günter sowie ich bei Begegnungen mit fremden Menschen mit Ely auf Kontakt stehen können (Ely steht dann zwischen uns) und sie keine panische Fluchttendenz zeigt. Und Ely langsam erkennt, dass sie bei uns den sicheren Rückhalt bekommt, den sie braucht. Aber selbst diese Lösung musste erstmal erkannt, erarbeitet und erprobt werden.

Für alle die nun glauben, dass ist doch alles aufwendig, schlimm, negativ und kraftraubend: Glaubt uns, einen Welpen z. B. zur Sauberkeit zu erziehen ist genauso kraftraubend. Denn auch da gibt es Hunde die schneller oder auch langsamer lernen - und einfachere und schwierigere Charaktere. Aber sicher hat es ein Welpe da immer einfacher, weil Welpen dank des Kindchenschemas bei uns Menschen immer einen Stein im Brett haben.

Die Belohnung der ganzen Arbeit und Mühe ist es doch Fortschritte zu sehen und seien sie noch so klein. Jeder Fortschritt ist auch eine Art Kredit den man braucht um sicherlich kommende oder schon erlittene Rückschläge aufzufangen. 

Und warum muss es dann ein Galgo aus Spanien sein, wo es doch bei uns auch genügend Hunde in den Tierheimen gibt?

Ein Windhund in einem deutschen Tierheim ist eher die Ausnahme. Windhunde von deutschen, seriösen Züchtern werden anstandslos von ihren Züchtern zurück genommen, auch wenn noch so viele Jahre vergangen sind. Das heißt einen Secondhand-Windhund aus einer deutschen Zucht zu bekommen ist eher die Ausnahme.
Also schaut man sich bei den vielen Tierschutz-Organisationen für Windhunde um. Auch hier ist es nicht einfach ein Tier anvertraut zu bekommen. Irgendwo bleibt ja dann auch noch der Wunsch einen Windhund einer bestimmten Rasse zu halten, weil man diese Rasse sehr gerne mag und der Umgang damit einem liegt.
Bei der Rasse Galgo Espanol ist ja das Herkunftsland schon im Rassenamen beheimatet und tatsächlich kommen viele Hunde dieser Rasse aus Spanien über Tierschutz-Organisationen zu uns. Wir sprechen nun hier aber nicht von einem illegalen Welpenhandel, wie er gerne durch die Medien geht. Sondern es handelt sich um in den meisten Fällen erwachsene Hunde die in Spanien irgendwann einmal einen Besitzer hatten. Die Tierschutz-Organisationen erheben für den entsprechenden Galgo keinen Kaufpreis sondern eine sogenannte Schutzgebühr, um ihre eigene ehrenamtliche Arbeit zu finanzieren.
Für uns persönlich, ist ein Galgo in vielen Aspekten ein optimaler Hausgenosse. Die wichtigsten Aspekte sind Charakter, sein ruhiges Wesen und natürlich spielt sein Aussehen auch eine Rolle. Dabei bleiben auch Gewicht und Größe in einem Rahmen, dass sie gut handlebar bleiben.

Sicher sind wir mit den Haltungsbedingungen im Ursprungsland auch nicht zufrieden. Aber dem ein oder anderen Galgo bei uns im Haushalt ein Leben unter guten Bedingungen zu ermöglichen, ist unser Ziel. 

Wer zu dem Thema Haltungsbedingungen von Galgos in Spanien etwas mehr erfahren möchte, dem empfehlen wir folgende Dokumentation. Wer nicht fließend spanisch spricht: Bitte die Untertitel im Youtube-Player einschalten.

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