Kräftemessen unter Jägern
Dec 122022Nachdem uns hausinterne Projekte aktuell stark fordern, sollte nun mal endlich wieder ein längeres Gassi-Ründchen drin sein. Ergo mal wieder die Wander-App gezückt, munter vor uns hin geplant und einen Tag später losgezogen.
Naturschutzgebiet Dattenhauser Ried klang nach Natur pur und Erholung - gleich um die Ecke. Wie so oft, musste erstmal der Startpunkt neu gewählt werden, denn man kann seine Blechkutsche nicht mitten auf einen Feldweg werfen. Problem gelöst, alles angeleint und ausgestiegen. Kaum 50 Meter gelaufen, kommt uns ein Auto entgegen mit einem sehr freundlich lachenden Herren am Steuer in leuchtoranger Jacke. Klar, mit 3 Windbeuteln in dicken Wintermänteln an der Leine fällt man auf, also ist die Reaktion des Fahrers nichts ungewöhnliches gewesen. Wir folgten munter der Wegweisung der Wander-App, da auch wildmäßig nichts zu sehen war, irritierte uns das intensive Schnüffeln unserer windigen Vierbeiner überhaupt nicht.
Nach ca. einem Kilometer Strecke, parkten plötzlich viele Autos an einer Wegbiegung und einem verwilderten Grundstück. Nachdem dort Altholz verbrannt wurde, sah das auch nicht besonders ungewöhnlich aus. Wir gingen ein Stück weiter und sahen plötzlich viele Personen in leuchtorangen Jacken die uns den Rücken zu wandten und ein kleines Waldstück umstellten. Wir ordneten die Situation ein, dachten kurz nach und: hier läuft eine Drückjagd. Kurz kombiniert: wir sehen die Rücken der Jäger, ihre Büchsen zeigen in das Waldstück, also gehen wir nicht wie geplant um das Waldstück, sondern werden uns in die entgegen gesetzte Richtung orientieren.
Knapp 50 Meter weiter war auch der passende Wegabzweig ausgemacht, leider wurden wir von einem Reh überholt, dass wohl auch den Weg im Rücken der Jäger suchte. Die Reh-Sichtung führte schon mal zu einem kleinen Warm-Up bei den Windbeuteln. Den Wegabzweig nutzend bogen wir um die Ecke und liefen Richtung Dorf. Kaum 20 Meter trotteten gemütlich 6 Rehe über den Weg. Puhh, rennt nicht, die Windhund-Party findet mit angezogener Handbremse statt. Die 3 gucken eher fragend hinterher, rennt nicht - also langweilig. Wir mussten nun mal tief durchatmen und unsere Route neu planen.
Leider konnten wir der Situation nicht so ganz aus dem Weg gehen wie es für uns wünschenswert gewesen wäre. Leider befanden sich die Rehe nun zwischen unserem Auto und uns. Wir mussten auf dem Rückweg auch wieder an dem verwilderten Grundstück mit der Altholzverbrennung vorbei, was uns wieder in die Nähe der Jäger brachte. Wieder erwartend verlief der Weg bis zu dem besagtem Grundstück ohne besondere Vorkommnisse, außer das sich eine gewisse Spannung bei den Windbeuteln aufbaute. Unmittelbar nach dem wir den weiteren Rückweg eingeschlagen hatten, waren linkerhand auf einer Anhöhe die 6er Reh-WG zu sehen und rechter Hand in etwa ähnlichem Abstand zu unserem Weg umstellten die Jäger immer noch das Waldstück mit dem Rücken zu uns. Neben dem Waldstück schnüffelte aufgeregt ein Jagdhund. Nachdem unsere Galgos die Rehe nun abermals erspäht hatten, war uns klar, hier läuft für die ortsansässigen Jäger irgendwas verkehrt.
Unserem Bauchgefühl folgend sollte es nun zügig gen' Auto gehen. Wir erkannten, dass wir mit etwas Glück die Reh-WG umgehen konnten, sollte nun nix dazwischen kommen, da diese ruhig und entspannt auf der Anhöhe standen. Unser Plan wäre fast aufgegangen, bis wir am Weg den Punkt erreichten, dass der Wind Manuel den Geruch der Rehe in die Nase trieb. Manuel blieb wie angewurzelt stehen und starrte die Rehe an. Er war auch nicht davon zu überzeugen eine Pfotenbreite weiter zu gehen. Tja und wie das so ist, diese Eingebung verbreitete sich bei Ely und Carlotta wie im Fluge. Manchmal wünscht man sich inständig, dass Warten nicht auch noch belohnt wird.
Es kam was unvermeidlich war: die Rehe gaben Vollgas in unsere Richtung und überquerten in ca. 30 Meter Abstand den Weg. Die aufbrandende Party bei den Windbeuteln war unbeschreiblich laut, exzessiv und heftig. Auch sehr deutlich bei Manuel von Frust geprägt, da wir es natürlich zu vermeiden wussten, dass die Drückjagd zu einer Hetzjagd wird. Gottseidank, die Rehe endlich außer Sicht. Wieder stellten wir uns die Frage, ob unsere spanischen Import-Jäger das hier deutlich besser im Griff hatten, als die ortsansässige Heim-Mannschaft.
Gut, jetzt aber schnell 50 Meter bis zum nächsten Abzweig und dann nochmal 150 Meter bis zum Auto. Kurz vor dem Auto, die Überraschung: 2 Nachzügler Rehe auf der Anhöhe links von uns, die sich nun ihre Optionen überlegen. Nämlich: über die Straße, auf uns zu, dem Rest der Gruppe hinterher oder doch zurück von wo sie gekommen sind. Bange Sekunden später uns fällten die Rehe die Entscheidung den Rückweg anzutreten. Kurz darauf waren sie hinter der Anhöhe verschwunden.
Jetzt aber schnell das Auto aufsperren, Windbeutel samt Leinen auf die Rückbank, Tür zu und Abflug.
Resümee nach einer Stunde Spaziergang: unsere Windbeutel hatten stets den Plan wo die Rehe zu finden waren, während die Jäger mit dem Ofenrohr in den Wald schauten. Memo an uns: keine Naturschutzgebiete im Winter aufsuchen.